1,7 Millionen Mark zahlten die Langener vor 100 Jahren monatlich für einen Kubikmeter Leuchtgas. Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg sorgte dafür, dass die Mark kaum das Papier wert war. 1923 mussten Waschkörbe als Kassen herhalten. Und trotzdem reichten die Einnahmen von 140 Millionen Mark nicht, denn ihnen standen allein für Löhne und Gehälter 2,4 Milliarden Mark gegenüber. Ende 1923 sorgte eine Währungsreform mit der Umstellung auf Goldmark als Verrechnungseinheit zunächst für stabilere Gaspreise. Auf einmal kostete ein Kubikmeter Gas 27 Goldpfennige. Die so dringend benötigte Energie war somit wieder bezahlbar. Das Problem mit dem steigenden Strombedarf aber blieb.

Langen verfolgte deshalb schon Anfang der 20er-Jahre eine zweigleisige Strategie: Vor Ort wurde der Ausbau des Gaswerks betrieben und auf Kreisebene zäh über die Einführung von Stromlieferungen verhandelt. Eine Beraterfirma riet zum Abschluss eines Stromliefervertrages mit Offenbach. Als Großabnehmerin sicherte sich Langen so Rabatte und über die Verteilung der Energie durch ein eigenes Verteilernetz Einnahmen. 

Am 9.12.1924 konnten die ersten Haushalte verkünden: „Ein Knips, und es ist helle.“ Ab Februar 1925 wurden alle 7900 Einwohner mit Strom versorgt und mit dem Slogan „Elektrizität in jedem Gerät“ umworben. Der Einsatz von Haushaltsgeräten sollte für eine stetige Auslastung sorgen.  

Die Stromlieferung der Elektrizitätswerke ließ die Nachfrage nach Gas einbrechen, was die Qualität schwanken ließ. Die Abnehmer waren sauer. Diesmal schlugen Berater zukunftsweisende Veränderungen vor: Um den Gasverbrauch anzukurbeln, sollten Bürger und Bürgerinnen in einer zentral gelegenen Verkaufsausstellung über die Vielseitigkeit von Gas und über Rabatte für Mehrverbräuche beraten werden. 

Entscheidend war aber der Tipp, die drei kommunalen Wirtschaftsbetriebe Wasser, Gas und Elektrizität unter einer Leitung zusammenzufassen. Ein tragfähiges Konzept, das bis heute Bestand hat.