Vier-Felder-Halle nimmt Formen an
Mit Wärmeversorgung durch die Stadtwerke Langen
Symbolischer Spatenstich war am 25. September 2023, seitdem wird an der Berliner Allee fleißig gebaut. Als Ersatz für die marode Georg-Sehring-Halle entsteht eine neue Vier-Felder-Halle – bei der zunächst nicht die sportliche Leistung im Vordergrund steht, sondern das moderne Konzept zur Wärmeversorgung. Zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen beheizen die Halle inklusive der Nebenräume und der dazugehörigen Technik. Eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe dient der Warmwasserbereitung.
Innovatives Konzept
Die drei Wärmepumpen sind in Reihe geschaltet und erzielen somit einen hohen Wirkungsgrad. „Mit 67 und 77 kW sind die beiden Luft-Wärmepumpen leistungsstark. Physisch betrachtet haben sie etwa die Größe eines kleinen Kastenwagens und ein Gewicht von 1,2 Tonnen“, so Salvatore Rinaudo, der für die Wärmeprojekte der Stadtwerke Langen verantwortlich ist. Um die Temperatur für die hygienische Warmwasserzubereitung einzuhalten, heizt ein Heizungspuffer über die Exergiemaschine1 nach.
Die Wärmepumpen wurden auf dem Dach des Nebentrakts aufgestellt. Eine logistische Meisterleistung, die nur mit Hilfe von schweren Geräten wie Kran & Co. erbracht werden konnte.
Funktional und nachhaltig
Rinaudo weiß: „Das dahinterliegende Konzept zur Wärmeversorgung einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 4.434 m² ist wegweisend und sicherlich auch für andere Bauprojekte interessant – insbesondere im Hinblick auf das novellierte Gebäudeenergiegesetz sowie das Wärmeplanungsgesetz.“ Zudem gibt es attraktive staatliche Unterstützung: Für den Bau der neuen Halle wurden zwei Millionen Euro Fördergelder im Rahmen des Bundesprogramms „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ bewilligt. „Für die Stadt ist der Neubau ein großer Gewinn. Nicht nur, dass die Halle die Kapazitäten für Schulsport, Vereine und Veranstaltungen erweitert, sie ist auch ein leuchtendes Beispiel dafür, wie öffentliche Gebäude in Zukunft geplant und gebaut werden können. Es geht nicht mehr nur darum, einen Ort für sportliche Aktivitäten zu schaffen, sondern auch darum, die Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft ernst zu nehmen“, erklärt Rinaudo.


Energetisch erstklassig
Das Gebäude entspricht den derzeit geltenden Förderrichtlinien des Bundes an ein „KfW-Effizienzgebäude 55“. Das bedeutet, dass der Primärenergiebedarf des Gebäudes bei nur 55 Prozent des vorgeschriebenen Referenzwertes liegt. „Anhand der Heizlast wird deutlich, wie gut unser Konzept aufgeht: Die Gesamtheizlast beträgt 92 kW. Pro Quadratmeter wird eine Heizlast von 23 W bei 20 °C benötigt. Zum Vergleich: Neubauten ab Baujahr 1995 haben eine beinahe viermal so hohe Heizlast pro Quadratmeter (81 W/m²)“, rechnet Rinaudo vor.
Zusätzlich produziert eine Photovoltaikanlage der Stadt auf dem Dach Strom, der für Lüftungsanlage, Licht, Anzeigentafel und mehr genutzt wird. Für die perfekte Synergie von Technologien kommt eine weitere Anlage zum Einsatz. Sie wird den Strom für die Wärmepumpen liefern.
„So halten wir auch den Primärenergieeinsatz für den Betrieb der drei Wärmepumpen sehr gering.“ Die Sportler werden davon kaum etwas merken – außer vielleicht an den angenehm konstanten Temperaturen, die sowohl im Winter als auch im Sommer für optimale Trainingsbedingungen sorgen. Während also auf dem Spielfeld um Punkte, Tore und Medaillen gekämpft wird, spielt sich hinter den Kulissen ein ganz anderes Spiel ab – eines, das wir bei entsprechendem Einsatz alle gewinnen können: das Spiel um eine nachhaltige Zukunft.
Der Primärenergiefaktor für die Heizanlage liegt bei gerade einmal 0,4:1. Das bedeutet, es muss weit weniger Primärenergie eingesetzt werden, als am Ende nutzbare Energie abgegeben wird.
- Exergiemaschine: Eine Wärmepumpe (Luft/Wasser) liefert Vorlauftemperaturen bis zu 50 °C. Dies ist ausreichend für Flächenheizungen, aber nicht heiß genug für die hygienische Trinkwassererwärmung. Die Exergiemaschine hebt die Temperatur auf bis zu 70° C an und macht die Wärme für Hochtemperaturheizungen oder die Warmwasserbereitung nutzbar. ↩︎