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Gut versorgt mit Wasser

1909 ging es mit der Gas- und Wasserversorgung deutlich voran. Der Ausbau der beiden Rohrnetze wurde um weitere 2.000 Meter ausgeschrieben.

Die höher gelegenen Stadtteile Langens litten in den regenarmen Sommermonaten unter akutem Wassermangel. Dieses Problem sollte nun behoben werden – mit einem neuen Hochbehälter. Das Wasser aus drei bis zu 32 Meter tiefen Brunnenschächten auf dem Gelände der Wettengelsmühle sollte über eine mit zwei Körting-Gasmotoren bestückte Pumpstation in einen 600 Kubikmeter fassenden Hochbehälter auf dem 188 Meter hoch gelegenen Steinberg befördert und von dort in das Wasserleitungsnetz abgegeben werden. Das Eingangsgebäude zum unterirdischen Hochbehälter auf dem Steinberg zählt heute zu den Wahrzeichen Langens. Dieses Bauprojekt war damals mit 120.660 Mark die mit Abstand größte Investition in die Langener Wasserversorgung.

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Das 1909/1910 errichtete Eingangsgebäude zum Hochbehälter auf dem Steinberg. Heute zählt das unter Denkmalschutz stehende Jugendstil-Bauwerk zu den Wahrzeichen der Stadt Langen. Fotografie um 1983.

Lob und Tadel

„Es muß anerkannt werden, daß die Stadtverwaltung von Langen ihre Wasserversorgung auf die Höhe der Zeit gebracht hat“, lobte der Gothaer Stadtverordnete Wilhelm Och im Mai 1912 in einem Zeitungsbericht über die Entwicklung seiner Geburtsstadt Langen. Für die Stadtentwässerung konstatierte er jedoch großen Nachholbedarf, weil es keine Kanalisation gab. „Ein Schmerzenskind für die Steuerzahler“, so Och. Die Abwässer landeten nach wie vor in Sickergruben und offenen Abzugsgräben. Auf öffentlichen, zentralen Plätzen, wie dem Ludwigsplatz, floss das Wasser durch das oberirdische Abwasserrinnsal.

Woi statt Wasser

Dort auf dem Ludwigsplatz steht bis heute der Vierröhrenbrunnen – erbaut 1553 von einem unbekannten Steinmetzmeister. Waren damals nur Ziehbrunnen im Gebrauch, so stellte der Vierröhrenbrunnen mit ständig laufendem Quellwasser eine technische und hygienische Besonderheit dar. Auf der Brunnensäule befinden sich Namen und Wappen wichtiger Persönlichkeiten der Bauzeit und die älteste Darstellung des Langener Wappens. Darunter vier Tierköpfe, die menschliche Charaktereigenschaften symbolisieren sollen. Während des Ebbelwoifestes fließt vier Tage lang Apfelwein aus dem Vierröhrenbrunnen.

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Vierröhrenbrunnen mit Gaslaterne und oberirdischem Abwasserrinnsal. Postkarte der Langener Buch- und Papierhandlung Philipp Küchler, abgestempelt am 30. Januar 1915 als Feldpostkarte.
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